Die Baugeschichte des Palais Rottal

Das Palais Rottal in der Singerstraße blickt auf eine bewegte und interessante Baugeschichte zurück. Die heutige Ausgestaltung erfuhr das Palais zum großen Teil in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als drei Häuser in einem großartigen architektonischen Konzept zusammengefasst wurden. Zwei dieser Gebäude sind der Singerstraße zugewandt; es handelt sich dabei um das eigentliche Palais Rottal und um das sogenannte Billiottesche Stiftungshaus. Bis heute ist bei einem Blick auf die langgestreckte Fassade die ursprüngliche bauliche Trennung in zwei Teile klar erkennbar.

Die strenge, jedoch elegante Fassade des vor 1733 von Anton Ospel (1677-1756) errichteten Stiftungshauses ist stilistisch unter anderem deswegen besonders bemerkenswert, weil in dem vom Künstler gewählten Formenschatz Vorbilder des römischen Barock und – als Besonderheit – der Baukunst Spaniens deutlich erkennbar werden.
Das eigentliche Palais Rottal wurde ursprünglich vermutlich zwischen 1667 und 1683, wahrscheinlich durch den Architekten Giovanni Pietro Tencalla, durch Umbau eines Vorgängerbaues errichtet.
Durch Franz Anton Pilgram (1699-1761) erfolgte dann in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine große bauliche Umgestaltung des Palais, wobei unter anderem die geradezu prunkvolle Fassade, die einen besonders wirkungsvollen Kontrast zur Fassade des Stiftungshauses bildet, das Treppenhaus und der Große Innenhof, allesamt künstlerische Höhepunkte des Baues, entstanden.
Der Große Innenhof ist eine Bauschöpfung von wunderbarer Einheitlichkeit und Geschlossenheit; der Besucher hat den Eindruck, unvermittelt in einen großen Festsaal gelangt zu sein. Ein Meisterwerk ist ferner die Prachttreppe und das glanzvolle Stiegenhaus. Die reiche Ornamentik ist niemals ins Maßlose gesteigert, sodass die großartige Raumwirkung hier ungehindert zur Entfaltung kommen kann.
Die späteren – in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts und in den Jahren 1903 - 1904 vorgenommenen – baulichen Veränderungen sind in architektonischer und künstlerischer Hinsicht nur von untergeordneter Bedeutung und haben am Gesamtcharakter des Hauses nichts ändern können.

Wien ist mit einer überreichen Fülle von Bauten des Barock gesegnet. In dieser Stadt stellt das Palais Rottal ein letztes Meisterwerk dieser für die österreichische Kunstgeschichte so bedeutenden Stilepoche dar; noch einmal wurde hier ein eindrucksvoller barocker Akzent im Stadtbild gesetzt. Wenige Jahre später war der Barock in Wien bereits verklungen.

Im Beitrag "Zur Baugeschichte des Palais Rottal" erfahren Sie Näheres zur wechselvollen Entwicklung dieses Baues. So werden Ihnen die Künstler, denen wir dieses Meisterwerk verdanken, vorgestellt, die für diesen Bau maßgeblichen kunstgeschichtlichen Gesichtspunkte näher geschildert und hierbei auch die eine oder andere stilistische Verwandtschaft zu anderen großen Bauschöpfungen und Künstlern des Barock aufgezeigt. Hiedurch soll das Palais Rottal in ein größeres kunsthistorisches Umfeld eingeordnet werden.
Bemerkenswert ist schließlich, dass im 18. Jahrhundert vom Palais Rottal aus große wirtschaftspolitische Impulse für ganz Österreich ausgegangen sind. In zwei Exkursen werden die diesbezüglichen Entwicklungen dargestellt und dabei Einblicke in die interessante Geschichte der österreichischen Finanzpolitik des 18. Jahrhunderts geboten.